Hilfen für kriselnde Ostsee-Fischerei - weniger Hering auch für Nordsee-Fischer
Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat Hilfen für die kriselnde deutsche Ostsee-Fischerei angekündigt. Fischer können sich bis April die Kosten für neue, von der EU vorgeschriebene Schleppnetze nahezu vollständig erstatten lassen, wie das Ministerium am Mittwoch mitteilte. Die EU schränkt die Fischerei in der Ostsee stark ein - unter anderem für Hering senkten die zuständigen Minister die erlaubten Fangmengen für das kommende Jahr auch in der Nordsee.
Die neuen Schleppnetze sollen insbesondere den Dorsch schützen. Die Fische sind in der Ostsee seit Jahren bedroht, es gilt ein Fangverbot. Dorsche geraten jedoch bei der Schollenfischerei häufig unerwünscht ins Netz. Sogenannte selektivere Fangnetze sollen diesen Beifang verringern, ab Anfang April sind sie in Teilen der Ostsee Pflicht für Schollenfischer.
Wer die Förderung des Ministeriums bis zum 9. April beantragt, soll bis zu 90 Prozent der Kosten für die neuen Netze erstattet bekommen. "Selektivere Netze, die gezielter Plattfische fangen und Beifang vermeiden, sind ein zentraler Baustein, damit sich der Dorschbestand weiter erholen kann", erklärte die parlamentarische Staatssekretärin Claudia Müller. Eine nachhaltigere Fischerei sei nötig, damit die Fischerei in der Ostsee eine Zukunft habe.
In der Nordsee heißt der Dorsch Kabeljau. Im mit der Ostsee verbundenen Kattegat zwischen Dänemark und Schweden bleibt ein Fischereiverbot für die Tiere bestehen, im restlichen Teil der Nordsee sinkt die erlaubte Fangmenge um rund ein Fünftel. Nach Einschätzung des Landwirtschaftsministeriums reicht das allerdings nicht aus, um den Kabeljau zu schützen. "Der Wiederaufbau des südlichen Bestandes könnte hierdurch verzögert werden", kritisierte die zuständige Staatssekretärin Silvia Bender.
Gemessen an der jährlichen Fangmenge macht in der Nordsee der Hering den größten Anteil der europäischen Fischerei aus. Für 2025 sinkt die erlaubte Fangmenge für deutsche Fischer nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums um gut ein Viertel. Darauf einigten sich die zuständigen EU-Minister am Mittwoch. Auch die erlaubte Menge für Schellfisch sinkt der Einigung zufolge im kommenden Jahr, für Scholle und Seelachs hingegen steigt sie.
Der Deutsche Fischerei-Verband begrüßte die Einigung der EU-Minister. "Es zeigt sich erneut, dass die nachhaltige Bewirtschaftung der letzten Jahre Früchte trägt", erklärte der Verband und sprach von "stabilen Perspektiven für die deutsche Frischfischfischerei".
Umweltverbände schätzten die vereinbarten Fangmengen hingegen als zu hoch ein. "Die meisten der beschlossenen Fangquoten gehen auf das Maximum, das die Wissenschaft empfohlen hatte", erklärte die Fischereiexpertin beim BUND, Valeska Diemel, mit Blick auf die Empfehlungen des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES). Sie warf den Fischereiministern ein "gefährliches Spiel" mit bedrohten Arten vor.
Die erlaubten Fangmengen verhandelt die EU mit Großbritannien und Norwegen, die ebenfalls in der Nordsee fischen. Insbesondere beim Hering und bei der Makrele werfen mehrere EU-Staaten den beiden Nachbarn Überfischung vor.
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