Historisches UN-Artenschutzabkommen in Kanada verabschiedet
Nach tagelangen Verhandlungen und einer nächtlichen Marathonsitzung auf der Weltnaturkonferenz COP15 im kanadischen Montreal haben sich die Teilnehmerländer am Montag auf ein historisches Artenschutzabkommen geeinigt. "Das Abkommen ist angenommen", sagte der chinesische Umweltminister und Konferenzvorsitzende Huang Runqiu bei einer nächtlichen Plenarsitzung. Umweltverbände begrüßten das Abkommen, wiesen jedoch auf Schwachstellen hin.
Bei der Konferenz hatten knapp 5000 Delegierte aus 193 Ländern zwei Wochen lang um das Abkommen gerungen. Das Abkommen mit dem Namen "Kunming-Montreal" sieht vor, dass 30 Prozent der Land- und Meeresfläche der Erde bis 2030 zu Schutzgebieten erklärt werden.
Die 23 in den Abkommen vereinbarten Ziele umfassen auch die Streichung umweltschädlicher landwirtschaftlicher Subventionen. Zudem sollen Entwicklungsländern bis 2025 jährlich 20 Milliarden Dollar (18 Milliarden Euro) für Naturschutz zur Verfügung gestellt werden. Bis 2030 sollen es mindestens 30 Milliarden Dollar sein.
Die Länder verpflichten sich außerdem, die Rechte indigener Völker zu schützen. Weitere Punkte sind der Wiederaufbau zerstörter Natur sowie eine Reduzierung des Einsatzes von Pestiziden.
Damit gelten wesentliche Ziele der UN-Biodiversitätskonferenz als erreicht. In manchen Punkten blieb das Abkommen aber hinter den Erwartungen zurück. So werden Unternehmen künftig lediglich dazu ermuntert, die Folgen ihrer Produktion für die Biodiversität bekannt zu geben - nicht verpflichtet.
Umweltverbände hatten die Verabschiedung eines Artenschutzabkommens in seiner Bedeutung mit dem Pariser Klimaabkommen verglichen. Brian O'Donnell von der Nichtregierungsorganisation Campaign for Nature sprach von der bisher "größten Verpflichtung der Geschichte" zugunsten der Erhaltung von Meeren und Landflächen.
Mit dem Abkommen sollen das Land, die Ozeane und Tiere vor Verschmutzung, Zerfall und der Klimakrise geschützt werden. Von den schätzungsweise acht Millionen Tier- und Pflanzenarten auf der Erde sind laut Wissenschaftlern des Weltbiodiversitätsrats IPBES eine Million vom Aussterben bedroht.
Der Konferenzvorsitzende Runqiu schlug in Montreal zur Verkündung des Abkommens mit einem Hammer auf das Rednerpult. Die Abgeordneten antworteten mit lautem Applaus.
Der knapp zweiwöchigen Konferenz waren bereits vier Jahre andauernde Verhandlungen vorausgegangen. Nach einer Marathonsitzung in der Nacht zum Montag hatte zuletzt nur noch die Demokratische Republik Kongo Einwände gegen das Abkommen erhoben und mehr finanzielle Unterstützung für die Entwicklungsländer gefordert.
Umweltverbände begrüßten die Einigung auf das neue weltweite Abkommen für Natur- und Artenschutz. "Der Knoten ist heute geplatzt und die Verhandlungsstaaten haben es geschafft, sich auf ein lückenhaftes, aber letztlich überraschend gutes Rahmenwerk zu einigen", erklärte der WWF.
Die Beschlüsse seien ein "vorgezogenes Weihnachtsgeschenk für den Planeten", erklärte WWF-Experte Florian Titze. "In den kommenden Jahren müssen die Staaten jedoch nun auch den politischen Willen aufbringen, die Schwachstellen in der nationalen Umsetzung zu beheben", forderte er. Dazu gehöre vor allem die notwendige nachhaltige Nutzung von Ökosystemen auch außerhalb von Schutzgebieten.
Der Präsident des Naturschutzbundes Nabu, Jörg-Andreas Krüger, sprach im Zusammenhang mit der Vereinbarung von "deutlichen Fortschritten". Allerdings fehlten "messbare Ziele, die den Biodiversitätsverlust durch die Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, den Handel sowie den Finanzsektor aufhalten könnten".
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