Kulturstaatsministerin Roth zählt documenta-Geschäftsführerin Schormann an
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) ist im Antisemitismus-Skandal der Kunstausstellung documenta auf deutliche Distanz zur Generaldirektorin Sabine Schormann gegangen. Nach einer von Schormann verbreiteten Stellungnahme zu dem Skandal erklärte Roth am Donnerstag in Berlin, sie sei "sehr erstaunt und befremdet" über die Stellungnahme.
Roth warf Schormann vor, dass ihre Aussagen und Darstellungen zu den Abläufen in den vergangenen Monaten nicht zutreffend gewesen seien, und zweifelte Schormanns Aufklärungswillen an.
In ihrer am Dienstagabend verbreiteten Erklärung hatte Schormann unter anderem geschrieben, dass sie als Geschäftsführerin nicht für das Künstlerische zuständig und die Aufarbeitung der bereits im Januar aufgekommenen ersten Antisemitismusvorwürfe mit dem Bund und dem Land Hessen geschehen sei. So sei auf Empfehlung unter anderem von Roth die Kuratorin Emily Dische-Becker als Koordinatorin eines fünfköpfigen Beraterteams eingesetzt worden.
Roth erklärte hingegen, die Bundesregierung habe den Vorschlag eines Gremiums mit den fünf Expertinnen und Experten Manuela Consonni, Raphael Gross, Edna Harel-Fisher, Meron Mendel gemacht. "Dieser Vorschlag wurde von der documenta nicht weiterverfolgt, sondern diese hat eine dann später abgesagte Gesprächsreihe vorbereitet, die weder inhaltlich noch personell" diese Vorschlag entsprochen habe.
Roth warf Schormann vor, dass eine "lückenlose Aufklärung, wie es zur Aufstellung eines eindeutig antisemitischen Kunstwerkes" bei der documenta kommen konnte, weiter ausstehe. Auch die nötigen Konsequenzen aus diesem Skandal zu ziehen stehe noch aus. "Es ist zunehmend fraglich, ob die documenta-Generaldirektorin das leisten kann oder will."
Wie es mit der documenta weiter geht, ist derzeit offen. Die "Hessische Niedersächsische Allgemeine" (HNA) hatte zuletzt berichtet, dass es Freitagabend in Kassel eine Sondersitzung des Aufsichtsrats geben solle. Auslöser des Skandals war ein Großplakat des indonesischen Kollektivs Taring Padi, das erkennbar antisemitisch war. Erst nach empörten Reaktionen wurde das Plakat entfernt.
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