US-Behörden rechnen nach Flugzeugunglück in Washington nicht mit Überlebenden
Bei der Kollision eines Passagierflugzeugs und eines Militärhubschraubers in Washington sind nach Einschätzung der Behörden mutmaßlich alle 67 Insassen beider Maschinen ums Leben gekommen. "Wir glauben derzeit nicht, dass es Überlebende gibt", sagte Feuerwehrchef John Donnelly am Donnerstag. 28 Tote seien bislang geborgen worden. Nach Angaben des US-Verkehrsministeriums wäre das Unglück "absolut" vermeidbar gewesen.
Die Passagiermaschine mit 60 Fluggästen und vier Besatzungsmitgliedern an Bord war am Mittwochabend gegen 21.00 Uhr (Ortszeit, 03.00 Uhr MEZ) im Landeanflug auf den Flughafen Reagan National mit dem Militärhubschrauber kollidiert. Der Flieger kam aus Wichita im US-Bundesstaat Kansas. Der Militärhubschrauber mit drei Soldaten an Bord befand sich nach Armeeangaben auf einem "Ausbildungsflug". Beide Maschinen stürzten in den Fluss Potomac, der Flugzeugrumpf brach in drei Teile.
"Wir sind nun an dem Punkt, an dem wir von einem Rettungseinsatz übergehen zur Bergung" von Leichen, sagte Donnelly vor Journalisten auf dem Flughafen am Stadtrand der US-Hauptstadt. 27 Tote seien inzwischen aus dem Flugzeug und ein Toter aus dem Hubschrauber geborgen worden.
Nach Sonnenaufgang waren zahlreiche Rettungsboote mit starken Scheinwerfern und Schlauchboote mit Tauchern zu sehen, die den Fluss nach Opfern absuchten. Rund 300 Polizisten, Feuerwehrleute und Mitglieder der Küstenwache suchten die ganze Nacht über in der Dunkelheit und im eiskalten, schlammigen Wasser des Potomac nach den Insassen der beiden Maschinen.
Die Bedingungen für die Rettungskräfte seien "extrem schwierig", sagte Donnelly und verwies auf "Kälte", "starken Wind" und "Eis" auf dem Potomac, an dessen Ufern Schnee lag. Der Fluss war nach Angaben der US-Klimabehörde National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) 2,2 Grad Celsius kalt.
Angaben zur Unglücksursache gab es zunächst nicht. Den Verkehrsbehörden zufolge waren die Flugmuster bei beiden Maschinen normal, die Nacht war klar, die Sicht gut. Nach Auffassung des neuen US-Verkehrsministers Sean Duffy hätte das Unglück "absolut" vermieden werden können. "Ob ich denke, dass dies vermeidbar gewesen wäre? Absolut", sagte Duffy vor Journalisten.
Das Weiße Haus kündigte für 17.00 Uhr MEZ eine Pressekonferenz von Präsident Donald Trump zu dem Absturz an. Bereits wenige Stunden nach dem Unglück hatte er die Flugsicherung kritisiert. "Warum ist der Hubschrauber nicht hoch oder runter gegangen, oder hat gedreht. Warum hat der Kontrollturm dem Hubschrauber nicht gesagt, was er stattdessen tun soll, anstelle zu fragen, ob sie das Flugzeug sehen. Das ist eine schlechte Situation, die aussieht, als hätte sie verhindert werden sollen", schrieb Trump auf seiner Onlineplattform Truth Social.
Die Fluglotsen hatten die Besatzung des Hubschraubers vor der auf den Reagan National Airport zufliegenden Maschine der PSA Airlines gewarnt. Das geht aus einer Tonaufzeichnung hervor, über die US-Medien berichteten.
Ein Fluglotse sagt darauf: "Pat 2-5, haben Sie den CRJ in Sicht?" Es folgte die Aufforderung an die Helikopter-Crew: "Pat 2-5, fliegen Sie hinter dem CRJ vorbei." Pat 2-5 ist die Kurzbezeichnung eines Black-Hawk-Hubschraubers, CRJ ist das Kürzel für eine Verkehrsmaschine des kanadischen Herstellers Bombardier.
Dann ist in der Aufzeichnung das entsetzte Keuchen der Fluglotsen zu vernehmen. "Tower, haben Sie das gesehen?" fragt einer von ihnen. Ein anderer sagt: "Ich habe gerade einen Feuerball gesehen, und dann war er weg. Ich habe nichts gesehen, nachdem sie auf den Fluss geprallt sind. Aber es waren ein CRJ und ein Helikopter, die aufeinander geprallt sind."
Unter den Passagieren waren Eiskunstläufer aus den USA und Russland sowie auch Trainer und Funktionäre dieser Sportart. Auch das russische Ehepaar Jewgenija Schischkowa und Wadim Naumow, Eiskunstlauf-Weltmeister von 1994, saß in dem abgestürzten Passagierflugzeug, wie Vertreter in Moskau bestätigten.
Die FAA ordnete ein Start- und Landeverbot am Flughafen Reagan National an, der bis mindestens 11.00 Uhr Ortszeit (17.00 Uhr MEZ) geschlossen bleiben sollte.
Es war unklar, wie ein modernes Passagierflugzeug mit moderner Technologie zur Kollisionsvermeidung über der US-Hauptstadt mit einem Hubschrauber kollidieren konnte. Der Luftraum über Washington ist oft überfüllt mit Flugzeugen, die Kurs auf den Reagan National Flughafen nehmen, und militärischen oder zivilen Hubschraubern, in denen oftmals Politiker sitzen.
Im Januar 1982 verunglückte am Flughafen Reagan National eine Maschine der Fluggesellschaft Air Florida kurz nach dem Start. Die Boeing 737 rammte eine Brücke und stürzte in den zugefrorenen Potomac. 78 Menschen starben damals.
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