Bertelsmann-Studie warnt vor Fachkräftelücke bei Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder
Eine flächendeckende Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern bei guter Personalausstattung erfordert laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung bis zum Jahr 2030 die Einstellung von rund hunderttausend zusätzlichen Fachkräften. 76.000 davon oder etwa drei Viertel wären in den westlichen Bundesländern allein zur Schaffung der notwendigen Betreuungskapazitäten erforderlich, hieß es in der am Dienstag in Gütersloh veröffentlichten Untersuchung, die ein Maximalszenario beschreibt.
In den ostdeutschen Bundesländern, in denen es bereits eine deutlich besser ausgebaute Ganztagsbetreuung gibt, erscheint demnach eine Basisversorgung für alle Kinder bis 2030 personell gesichert. Allerdings wären dort laut Studien weitere 26.000 Fachkräfte nötig, um die Personalausstattung von Horten und Schulen dem in Westdeutschland herrschenden Niveau anzugleichen.
Bei diesen Berechnungen handelt es sich der Stiftung zufolge um ein Maximalsmodell, in dem sämtliche Kinder eine Betreuung nutzen. Wird der Anspruch 2030 tatsächlich nur für 86 Prozent der anspruchsberechtigten Kinder nachgefragt, würde die zu erwartende Gesamtpersonallücke auf 73.000 schrumpfen. Der Prozentwert entspricht den in Ostdeutschland heute bereits üblichen durchschnittlichen Nachfragequote nach entsprechenden Angeboten.
Die Diskrepanz nähme demnach noch weiter ab, falls ein Teil der Kinder im Westen 2030 weiterhin die kürzere sogenannte Übermittagsbetreuung statt einer längeren Ganztagsbetreuung in Anspruch nähme. Dann wären laut der Untersuchung in der alten Bundesrepublik nur 34.000 zusätzliche Fachkräfte erforderlich. Die Gesamtzahl für Deutschland läge entsprechend bei 52.000.
Selbst das wäre nach Angaben der Autoren indes erheblich mehr als die Zahl der Pädagoginnen und Pädagogen, die nach derzeitigen Prognosen bis 2030 ohnehin dazukommen. Diese wird in der Analyse mit 37.000 veranschlagt. Nach Einschätzung der Stiftung sollten die Länder deshalb schon frühzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen. Das Problem seien weniger fehlende Gelder als fehlende Beschäftigte.
Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert eine "nachhaltige und umfassende Fachkräfteoffensive". "Dazu gehören mehr Ausbildungs- und Studienplätze, mehr Qualifizierung und Weiterbildung, aber auch bessere Arbeitsbedingungen in Kitas und Schulen", erklärte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) betonte, einen eine hochwertige Ganztagsbetreuung in der Grundschule könne es nicht ohne massive Investitionen in Fachkräfte, Qualität und Ausbau geben. "Die Arbeitsbedingungen müssen zügig verbessert werden, um die Arbeitsfelder Kita und Schule wieder attraktiv zu machen", forderte GEW-Vorstandsmitglied Anja Bensinger-Stolze. Zudem brauche es besonders im Westen der Republik einen koordinierten und bedarfsgerechten Ausbau der Plätze.
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